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Seit Beginn des Schuljahres findet der aufmerksame Betrachter im Treppenaufgang unserer Schule eine neunteilige Bildserie. Magnus Platena (ehemals Q2) erwirkte mit diesem besonderen Projekt den ersten Award unseres Gymnasiums (2019) in der Kategorie „Künstlerische Gestaltung“!

Auf schwarzem Grund sind neun Objekte abgebildet, die ihre besondere Wirkung durch ihre kontrastreiche In-Szene-Setzung erreichen. Magnus Platena erläutert selbst die Intension der Gestaltung, indem er fragt, wie ökologisch wir tatsächlich leben. „Das war die Frage, die ich mir stellte, bevor ich den Müll gesammelt habe, den ich an einem Tag produziert habe. Ganz alltägliche Dinge lagen dann abends auf meinem Schreibtisch. Einige Blätter Papier mit Nebenrechnungen von Mathe, ein schon langsam müffelnder Korb mit einem Apfelstrunk, abgeschälter Möhrenhaut etc. und eine Menge leerer Verpackungen. Klar, Papier in die blaue Tonne und Obst- und Gemüsereste in die grüne Tonne – dieser Müll kann sehr einfach recycelt werden.

Doch was ist mit den Verpackungen – werfe ich die mit gutem Gewissen in den gelben Sack? Einige Kunststoffe wie Polyethylenterephthalat (PET) oder Hart-Polyethylen (HDPE) kann man recyceln, andere aber nicht so leicht wie beispielsweise Polyvinylchlorid (PVC), Polypropylen (PP) oder Polystyrol (PS). Das gilt besonders, wenn mehrere Stoffe verwendet werden. Getränkedosen bestehen nicht nur aus Aluminium, sondern besitzen im Inneren eine Kunststoffschicht; Bohnen werden in Weißblechdosen verkauft. So befinden sich im gelben Sack verschiedenste Stoffe, die so nicht recycelbar sind. Doch zurück zu meinem Selbstexperiment: 132 Gramm Verpackungsmüll liegen nun vor mir. Einige Sekunden und eine Google-Suche später weiß ich, dass ich mit dieser Müllmenge an diesem Tag etwas 50% unter dem Durchschnitt liege. 2017 soll jede/jeder 107 Kilogramm produziert haben, also 292,95 Gramm pro Tag. Im Vorjahr betrug die Müllmenge, die ganz Deutschland produziert hat, 411,5 Millionen Tonnen, also 411,5 Billionen Gramm. Ein Großteil dieses Mülls sind jedoch Bau- und Abbruchabfälle. Bei der Gegenüberstellung dieses Wertes zu meinen 132 Gramm fällt der wahnsinnige Unterschied massiv auf und hier zeigt sich auch das Problem des Verpackungs-/Plastikmülls: Es ist normal, die Chipstüte, das Plastikbesteck oder auch die Spüliflasche einfach wegzuwerfen, denn Wegwerfen ist ein Teil unserer Kultur geworden. 1955 feierte die amerikanische Zeitschrift Life den Beginn des >>Throwaway Living<< und heute, 65 Jahre später, sehen wir riesige Müllteppiche in den Meeren und entdecken die Gefahren des Mikroplastiks. Dennoch machen wir weiter! Ob das richtig ist, muss jeder für sich entscheiden. Ich für meinen Teil finde, dass es Zeit wird, nicht nur die Verpackungskonzepte, sondern vielmehr unseren gesamtgesellschaftlichen Lifestyle zu überdenken.“

Magnus bringt uns mit seinem eindringlichen Projekt zum Nachdenken, er rüttelt wach und macht aufmerksam – jede/ jeder Betrachter/in kann beim Durchschreiten des Aufgangs einmal kurz inne halten und überprüfen, wie viel Müll er/sie gerade in diesem Tag erzeugt und was er/sie vielleicht vermeiden könnte.

Wir danken Magnus herzlich für seine Bildserie und die Intension, die er vermittelt!

  • Text und Foto: Magnus Platena und Frau Dreyer-Sandkuhl

Beteiligte Personen