Ein Blick durch das Schlüsselloch – Exkursion des Jugendorchesters zum WDR-Sinfonieorchester nach Köln
Ein ganz besonderes Erlebnis hatte das Jugendorchester mit der Fahrt nach Köln, um eine Probe des WDR-Sinfonieorchesters zu verfolgen. Solch ein Probenbesuch wird vom WDR im Rahmen des Musikvermittlungskonzeptes kostenlos angeboten und wird vor allem von Schulklassen oder Oberstufenkursen genutzt, und ganz selten von kompletten Schulorchestern. Diese Gäste sind allerdings angeblich ganz besonders gerne gesehen, was die engagierte Koordination im Vorfeld ergab.
Mit einem ganz herzlichen Dankeschön an den Förderverein, der die Fahrtkosten für diese Exkursion übernommen hat, kommt hier nun der Bericht von einem Tag, der um 5 Uhr morgens an einem schulfreien Tag (!) begann… – Knapp 50 Orchestermitglieder versammelten sich mit dem Ziel Köln und dank eines ruhigen Berufsverkehrs war nach der Ankunft noch ein kurzer Blick in den Dom möglich. Noch vor der verabredeten Zeit konnten wir dann die Philharmonie durch den Künstlereingang betreten und wurden sehr herzlich von einem Orchestermitglied begrüßt. Für eine Dreiviertelstunde gingen unsere Besichtigungswege nun kreuz und quer durch Künstlergarderoben, Künstlerfoyer, Zuschauerfoyer und besonders spektakuläre Zuschauerränge. Zunehmend füllte sich auch die Bühne mit (sich einspielenden) Musikern und in den Backstage-Fluren mischten wir uns dann immer mehr mit den eintreffenden Orchestermitgliedern. Wirklich beeindruckende Momente!
Dann wurden wir in der Philharmonie, die wir ganz für uns hatten, auf die besten Plätze geführt und die Probe fing pünktlich um 10.00 Uhr an. Der Orchestervorstand stellte unsere Gruppe vor als ein „ganzes Schulorchester, das von weit weg angereist und um 5 Uhr losgefahren“ sei. Sofort setzte ein stürmischer Applaus der Profimusiker für uns ein, der die Mühen des frühen Aufstehens im Nu vergessen ließ!
Die Musik, die nun geprobt wurde, waren einzelne Sätze der Ballettmusik zu Prokofievs „Romeo und Julia“, die in ihrer Besetzung sehr umfangreich angelegt ist. Dementsprechend waren nicht nur sehr viele, sondern auch ganz seltene Instrumente auf der Bühne, wie z.B. Kontrafagott, Bassklarinette, Saxophon, Celesta, Harfe und natürlich jede Menge Schlagzeug. Es wurde also viel geboten für Auge und Ohr in diesem riesigen Konzertsaal, der ein besonderes Klangerlebnis bietet.
Und zu beobachten, wie ein Profiorchester, das im ersten Durchspielen eines Abschnitts schon perfekt erscheint, sich in einer Probensituation noch verbessern kann, war sehr beeindruckend. Besonders deutlich wurde dies, als extra für uns der Ablauf der Probe geändert wurde und wir so noch den Satz „Tybalts Tod“ hören konnten. Dieser Satz enthält als Kampfszene zwischen Romeo und Julias Cousin Tybalt nicht nur spektakuläre Blechbläser- und Schlagzeug-Passagen, sondern vor allem irrwitzig schnelle Läufe in den Streichern, sodass einem schon vom Zuschauen schwindelig wird. Doch der Dirigent wollte es tatsächlich noch schneller, was die Musiker auch schafften und uns fasziniert und gebannt auf den Sitzen zurückließ.
Nach der Probe kamen nun drei Orchestermusiker zu uns in die Reihen und standen zum Smalltalk und für konkrete Fragen zur Verfügung. Hier verschwand nun nochmals einiges an Distanz, denn nun standen Musiker vor uns, die die gleiche Leidenschaft für das Instrument und das Orchester wie wir haben und nur das Ganze jetzt professionell betreiben, was ja auch einige von uns vorhaben. Übrigens sehr beeindruckend, wie man eine Stelle bei solch ein Profiorchester bekommt: man muss vor dem ganzen Orchester vorspielen und dann der Beste der Bewerber sein.
Ein exklusiver Blick in das hauseigene Tonstudio, wo uns von den Tonmeistern demonstriert wurde, wie der Klang aus der Philharmonie später über den Sender geht, rundete den Blick durch das Schlüsselloch ab. Als wir dann die Philharmonie für zwei Stunden Freizeit in der Kölner Innenstadt verließen, waren die ersten Reaktionen: „Ich hätte am liebsten mitgespielt!“ oder „Also das, was wir schnell nennen, ist nicht schnell…“.
Zwei Tage später gab es dann ein „Wiedersehen“ mit dem Orchester, denn das Konzert, für das geprobt worden war, wurde im livestream übertragen. Dafür trafen wir uns dann noch einmal, diesmal in der Schule bei Popcorn und Fingerfood, um das WDR-Schülerkonzert Klassik mal anders – Prokofiev: „Romeo und Julia“ um 19.00 Uhr gemeinsam zu erleben. Dieser Abend kam kurz nach dem Besuch der Philharmonie einem live-Gefühl sehr nahe und man applaudierte sogar unwillkürlich mit, besonders natürlich nach „Tybalts Tod“.
Diese beiden Tage mit „Romeo und Julia“ werden wir so schnell nicht vergessen und bedanken uns auch noch einmal ganz herzlich bei Frau Beukmann, die uns bei unserer Exkursion nach Köln begleitet hat, bei Herrn Teske, der am Konzertabend extra für eine stabile Internetverbindung gesorgt hat, bei allen, die Fingerfood mitgebracht haben, bei Herrn Wagner, der für alle frisches Popcorn gemacht hat, und natürlich beim WDR, der solche Konzepte anbietet und mit Leidenschaft durchführt!
- Text und Fotos: Frau Schlegel
Beteiligte Personen
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